Bald wird die Löwenstadt wieder für eine Woche zum niedersächsischen Zentrum für Cineast:innen. Das 37. Braunschweig International Film Festival steht in den Startlöchern. Eröffnet wird das Festival am Abend des 06. Novembers feierlich mit einem Filmkonzert in der Volkswagen Halle Braunschweig, das gemeinsam mit dem Staatsorchester Braunschweig realisiert und von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert wird.
Im 21. Jahr ihrer Zusammenarbeit laden das BIFF und das Staatsorchester Braunschweig zu einer Weltpremiere ein: Gezeigt wird der Animationsfilm DIE ROTE SCHILDKRÖTE von Michael Dudok de Wit. Erstmals erklingt dabei Laurent Perez Del Mars von der „International Film Music Critics Association“ als „Best Original Score for an Animated Film“ ausgezeichnete Musik live zum Film. Das gab der Internationale Filmfest Braunschweig e.V., Veranstalter des BIFF, gemeinsam mit der Festivalleitung und dem Staatstheater Braunschweig heute auf einer Pressekonferenz bekannt.
DIE ROTE SCHILDKRÖTE: Oscar-nominierter Auftakt
DIE ROTE SCHILDKRÖTE ist ein französisch-belgisch-japanischer Animationsfilm des niederländischen Regisseurs Michael Dudok de Wit. Die titelgebende rote Schildkröte ist riesig. Sie hindert einen Schiffbrüchigen immer wieder am Verlassen einer einsamen Insel. In dem Mann wächst die Wut. Doch als er das Tier überwältigt, verwandelt es sich in ein magisches Wesen…
DIE ROTE SCHILDKRÖTE feierte seine Premiere 2016 bei den Filmfestspielen von Cannes und war 2017 für den Oscar als bester animierter Spielfilm nominiert. Das Besondere an dem Film: Die Handlung verzichtet komplett auf gesprochene Sprache. Kommunikation findet nur über Körpersprache statt. „The music of this film is very particular because as the film is silent, it is the secret voice of nature and the characters. I tried to make it let viewers feel more strongly the thoughts and feelings of each of the protagonists“, erklärt der französische Komponist Laurent Perez del Mar.
Wie die meisten Filme des Studio Ghibli enthält auch diese europäisch-japanische Koproduktion Momente, in denen die Figuren völlig in sich gekehrt sind, die Schönheit der Natur bestaunen und die Zeit still zu stehen scheint. Auf diese Art und Weise schafft es der Animationsfilm, eine Brücke zwischen Japan und Europa zu schlagen.
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Staatsorchester wird fortgesetzt
Während der Film über die Leinwand läuft, spielt das Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Burkhard Götze die Filmmusik von Perez del Mar. Götze leitete bereits 2021 das BIFF-Eröffnungskonzert zu DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) und dirigierte 2022 im Rahmen des 36. BIFFs NOSFERATU - EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1922) im Scharoun Theater Wolfsburg.
„Es ist wunderbar, dass wir in diesem Jahr unsere erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen und auch das 37. BIFF mit einem Filmkonzert mit dem Staatsorchester Braunschweig eröffnen werden. Durch den Verzicht auf geschriebene und gesprochene Sprache wird DIE ROTE SCHILDKRÖTE maßgeblich durch seinen Soundtrack, die preisgekrönte Komposition von Laurent Perez del Mar, bestimmt. Wir freuen uns sehr darauf, diese Musik nun live zum Film in der Volkswagen Halle Braunschweig für das Publikum zum Klingen zu bringen“, sagt Julia Schoch, Orchestermanagerin des Staatsorchesters Braunschweig. Filmfest-Vorstandsmitglied Clemens Williges ergänzt: „Es freut mich außerordentlich, dass wir Burkhard Götze für das Dirigat gewinnen konnten. Götze ist der herausragende Filmmusikspezialist seiner Generation.“
Zum Eröffnungskonzert wird Perez del Mar persönlich nach Braunschweig kommen und seiner Komposition lauschen. Ebenso wie die französische Sopranistin Julia Wischniewski. Denn auch, wenn der Film ebenfalls auf Gesang verzichtet, gibt es dennoch Vokalise-Passagen: Wischniewski singt statt Worten jedoch lediglich Töne und Vokale und wird dadurch für Gänsehaut-Momente im Publikum sorgen.
Fokus: Animationsfilme für Erwachsene
Über das Programm des 37. Braunschweig International Film Festival wird bislang noch nichts verraten. Ein ganz besonderer Schwerpunkt des diesjährigen Programms steht jedoch bereits fest, wie Karina Gauerhof, Co-Festivalleitung und Leitung des Festivalprogramms, bei der Pressekonferenz enthüllte.Wie der Eröffnungsfilm bereits vermuten lässt, liegt ein besonderer Fokus in diesem Jahr auf Animationsfilmen. „Bei Animationsfilmen sind die ersten Assoziationen häufig Kinderfilme, dabei sind Animationsfilme auch für Erwachsene auf eine andere Art und Weise zugänglich“, betont Gauerhof. „Mit unserer Sonderfilmreihe legen wir deshalb den Fokus auf Animationsfilme, die sich an ein erwachsenes Publikum richten. Wir möchten zeigen, wie groß und vielfältig die animierte Filmwelt ist.“ Gezeigt werden auf dem diesjährigen Filmfestival Animationsfilme aus den vergangenen Jahren, die sich inhaltlich mit deutlich härteren Themen wie Krieg, Trauma, aber auch Fantasy auseinandersetzten.